Die meisten
Stadt- und Straßenbahnsysteme erhalten ihren Strom von Oberleitungsanlagen. Typische Spannungen liegen zwischen 600V-750V DC, wobei neuere Installationen zu höheren Spannungen tendieren. Diese Spannungen sind niedriger als bei den traditionellen
elektrifizierten Eisenbahnen, die viel höhere AC-Spannungen bis zu 25kV verwenden.
Ein Netz von Oberleitungen kann unansehnlich sein, insbesondere in historischen Städten. Daher beziehen einige Systeme ihren Strom von einer bodennahen Stromversorgung oder APS (Alimentation Par le Sol). Die gebräuchlichste Variante einer APS nutzt eine unterirdische dritte Schiene, die zwischen den Schienen im Boden verlegt wird, um die Züge mit Strom zu versorgen. Für zusätzliche Sicherheit wird das Segment unter dem Zug automatisch unter Strom gesetzt, wenn eine herannahende LRT erkannt wird. Die Technologie wurde 2003 in Bordeaux, Frankreich, erstmals eingeführt. In jüngerer Zeit wurden APS auch in anderen französischen Städten sowie in Brasilien, Ecuador, Australien und Dubai in Betrieb genommen.
Zu den alternativen Methoden der Stromversorgung gehören die induktive Energieübertragung mit unter den Schienen verlegten Spulen und Straßenbahnen mit eingebauten Energiespeichersystemen. Diese Systeme können Superkondensatoren oder Batterien verschiedener Typen enthalten und laden sich während der Haltestellen auf, wie z.B. die MetroCentro in Sevilla, Spanien.
Viele Städte haben APS- oder superkondensatorbetriebene innerstädtische Stadtbahnsysteme eingeführt, um unansehnliche Oberleitungen in historischen Stadtzentren zu vermeiden, von Angers in Frankreich bis Zaragoza in Spanien (das A-Z im Titel).
Warum AC anstelle von DC? Eine AC-Versorgung macht einen sperrigen, schweren Transformator überflüssig, wodurch die Straßenbahn viel leichter wird und einen niedrigen Boden hat, was ein großer Vorteil ist, wenn die Fahrgäste von der Straße aus ein- und aussteigen müssen. Der DC des Oberleitungsstromabnehmers kann direkt in die Hauptstromleitung eingespeist werden, um die Motoren, Nebenaggregate usw. zu betreiben. Die DC-Versorgung erfolgt in der Regel über eine Reihe von Umspannwerken, die entlang der Strecke verteilt sind und eine Leistung zwischen 1,5 und 5,5MW liefern. Diese Umspannwerke werden mit AC aus dem Netz gespeist, dessen Spannung typischerweise zwischen 15kV und 25kV liegt, und wandeln diesen Strom mithilfe von streckenseitigen Transformatoren und Gleichrichtersystemen in DC um.
Die Entwicklung einer stabilen Stromversorgungslösung für Stadtbahnen ist mit erheblichen Herausforderungen verbunden. Der dynamische Stromverbrauch der einzelnen Züge variiert je nach Betriebszustand, und ein typisches Stadtbahnstromversorgungssystem muss zahlreiche Züge versorgen können. Ein Zug kann auch als Stromquelle fungieren: Wie bei einem
Elektrofahrzeug kann der Fahrmotor des Zuges genutzt werden, um beim Abbremsen oder Anhalten Energie zu erzeugen, die dann in Strom umgewandelt und anderweitig verwendet werden kann. Zwei Optionen für die Wiederverwendung sind die Rückspeisung der Energie in die DC-Hochspannungsquelle oder das Auffangen der überschüssigen Energie in einem streckenseitigen
Energiespeichersystem (ESS). Das ESS kann die Energie in Batterien, Superkondensatoren oder sogar in einem Schwungrad speichern.
Die Oberleitung hat einen Widerstand, der zwar gering, aber nicht gleich Null ist. Deswegen hängt die DC-Spannung an der Oberleitung von der Entfernung zum Umspannwerk und dem Strom ab, der in der Leitung fließt. Der Planer des Stromnetzes muss sicherstellen, dass das System unter den ungünstigsten Bedingungen über genügend Stromerzeugungskapazität verfügt. Optimale Standorte für Umspannwerke werden in der Regel mithilfe eines Computermodells ermittelt, das den geplanten Stadtbahnbetrieb entlang einer genauen Beschreibung der geplanten Strecke simuliert. Die Simulation bewertet auch die Leistung im Falle einer Beeinträchtigung des Stromverteilungssystems, z.B. wenn ein Umspannwerk vom Netz geht.