Teil der Sicherheitsanforderungen für ein medizinisches System ist es, dass Ausfälle anderer Anwendungen in einer Gefahrenanalyse berücksichtigt werden müssen. Der schlimmste Fall ist, dass der Bediener oder Patient durch fehlerhaft verbundene Anwendungen ‘stromführend’ wird, der ‘Einzelfehlerzustand’ (SFC), und durch Stromschlag getötet werden kann oder Verbrennungen erleiden kann, wenn der Strom von dieser aktiven Quelle durch die Person zur Erde fließt. Deshalb ist es notwendig, dass Verbindungen zu einem Patienten, beispielsweise, in einem vorgegebenen Maße von der Erdung isoliert sind. Die ‘Isolation von der Erdung’ ist ein relatives Maß – es gibt immer eine Streu- oder Restkapazität zwischen Patient und Erde, zum Beispiel bei Mehrkanalanwendungen, die einen gewissen Stromfluss mit 50/60Hz ermöglicht. Die Ströme summieren sich über verschiedene Wege, so dass die Standards für jede Quelle einen sehr geringen Wert festlegen. (Abbildung 2).
Abb. 2: Maximal erlaubte Ableitströme in verschiedenen medizinischen Anwendungen. NC = Normalzustand
DC/DC-Wandler werden häufig für eine zusätzliche Isolation eingesetzt, um den Schutz vor einem externen Einzelfehler zu erreichen. Die Anwendung kann per Netzspannung versorgt, Class I oder II, batteriebetrieben oder handgehalten sein und jeder Typ kann unspezifizierte weitere Verbindungen etwa zu einem Netzwerk über Ethernet oder via USB zu einem Datenlogger oder Drucker haben. Kabel können abgeschirmt sein oder nicht, wobei die Abschirmungen geerdet sein können oder nicht. Die Spezifikation der Isolation des DC/DC-Wandlers ist daher keine einfache Aufgabe.
Ein Beispiel für den Einsatz eines DC/DC-Wandlers in Class-II-Anwendungen ist in Abbildung 3 dargestellt (erdungsfrei, Kunststoffgehäuse). Hier hat die hauptsächliche AC/DC-Isolation (B) 2MOOP Schutz und der DC/DC-Wandler, der Strom an ein Anwendungsteil liefert, muss nur 1 x MOPP für allgemein 2MOPP in einer BF- oder CF-Anwendung haben. Zu beachten ist, dass die DC/DC-Isolation für die Systemspannung (240V AC in diesem Fall) eingestuft sein muss, das Kunststoffgehäuse muss mindestens 1mm Dicke mit einer geeigneten elektrischen Einstufung aufweisen, und es gibt keine weiteren externen Anschlüsse zum Niederspannungs-Stromkreis.
Abb. 3: Ein mögliches Verbindungs-Szenario, das einen hoch isolierenden DC/DC-Wandler, Class II erfordert
Ein weiteres Beispiel könnte Abbildung 4 sein, wo Class I (geerdet), AC-Eingangsequipment im Metallgehäuse, das Strom an ein BF- oder CF-‘Anwendungsteil’ mit Verbindung zum Patienten liefert. Es gibt auch unspezifizierte Eingangs-/Ausgangs-Signalverbindungen zu weiteren externen Geräten von der Niederspannungsseite der Stromversorgung aus (SIP/SOP).
Abb. 4: Ein mögliches Verbindungs-Szenario, das einen hoch isolierenden DC/DC-Wandler, Class I erfordert
In dem Beispiel ist zu beachten, dass trotz vorhandener Hauptisolation von 240VAC (B) mittels 2MOOPs trotzdem noch 2MOPPs im DC/DC-Wandler (D) erforderlich sind, weil es unspezifizierte Verbindungen gibt, SIP/SOP zur 48V-Schiene, die im Fehlerfall als unter Systemspannung stehend (240VAC) angesehen werden muss. Die Isolation D muss deshalb auch für 240VAC ausgelegt sein. Der Ausgang des DC/DC-Wandlers muss vom Metallgehäuse (E) mit 1MOPP isoliert sein. Falls die SIP/SOP-Verbindung spezifiziert ist, eine 2MOOP Isolation gegenüber der Systemspannung zu haben, und nicht vernünftigerweise versehentlich ersetzt werden kann, kann die Barriere D auf 1MOPP reduziert werden. In den Diagrammen ist ‘BOP’ die Isolation der ‘grundlegenden entgegengesetzten Polarität’ zwischen der Netzleitung und dem Nullleiter.